Vergebung im Beichtstuhl?
FranzIch war 54 Jahre alt und Bauer im schönen Mostviertel (Österreich), mitten im Gemeindedreieck Wolfsbach – St. Peter – Seitenstetten, als ich zum ersten Mal die Bibel in der Hand hielt, um das Wort Gottes zu lesen. Seit 25 Jahren war ich mit meiner Frau Christine verheiratet, wir hatten vier Söhne und waren rundherum zufrieden. Ich wurde in der katholischen Religion erzogen und machte die ganzen religiösen Ereignisse mit, ohne ihren Sinn völlig zu begreifen. Als ich älter wurde, las ich die Heiligenlegenden, die auf dem Dachboden herumlagen, denn eine Bibel fand sich im ganzen Haus nicht. Ich konnte mich mit dem Leben und den Taten dieser Menschen nicht identifizieren, denn dieses »Level« würde ich ohnehin nie erreichen.
Eine Ahnung stieg in mir auf, dass ich ein permanenter Sünder sei. Denn nachdem am Sonntag das »te absolvo« im Beichtstuhl gesprochen war, warteten wieder drei Wochen auf mich, um die Sünden wieder anzuhäufen. Aber die Beichte war die einzige mir bekannte Möglichkeit, um Vergebung der Sünden zu erlangen. In unserem Dorf hatten damals viele Menschen ein Bewusstsein, dass sie in ihrem Leben nicht alles richtig machten. An den Sonn- tagen waren lange Warteschlangen vor dem Beichtstuhl, weil die Leute durch die Beichte von dem Priester die Lossprechung von ihren Sünden erhalten wollten.
»Wie konnte man sündlos vor Gott erscheinen, wenn plötzlich etwas passieren würde«, fragte ich mich einmal. Aber da gab es einen Lichtblick, das Fegefeuer. Im Schulkatechismus, den wir auswendig lernen mussten, waren die Sünden in Todsünden und lässliche Sünden unterteilt. Bei einer Todsünde ohne Beichte war einem die Hölle sicher, aber bei lässlichen Sünden gab es eine Möglichkeit der Läuterung, das Fegefeuer. Auch wenn es hundert Jahre dauern sollte, bis man wieder herauskam: Man war nicht ewig verloren. Darauf vertrauten wir alle. Dann konnte man auch noch die Läuterungszeit des Toten durch Ablässe, Gebete und Messstipendien bedeutend verkürzen. Gott hatte durchaus einen Stellenwert in meinem Leben, aber nicht den, der ihm gebührte.
Da wurde der Franz, mein ältester Sohn, an Jesus Christus gläubig. Er hörte das Evangelium durch Studenten, die in den Ferien umherzogen, um die frohe Botschaft weiterzusagen. Ich akzeptierte ihre Bibelzusammenkünfte bei uns eine Zeit lang. Doch während eines ernsten Gesprächs bezweifelte er eines Tages meinen Glauben an Gott. Ich war baff. Aber ich dachte nachher doch darüber nach und musste erkennen, dass mein Glaube aus verschiedenen Meinungen von Menschen zusammengestoppelt war und sich nicht mit der Heiligen Schrift deckte. Das merkte ich erst, nachdem mein Sohn jedem aus unserer Familie eine Bibel zu Weihnachten geschenkt hatte. Ich las darin und erfuhr, was Gott mir zu sagen hatte. Zu meiner Verblüffung fand ich in der Bibel keinen Hinweis auf eine Läuterung im Fegefeuer. Aber darauf vertrauten wir alle. Nachdem ich den Sommer über im Wort Gottes gelesen hatte, wusste ich, dass in meinem Leben etwas passieren musste, damit ich vor Gott einmal bestehen könnte.
FolderAls ich bei der Heuernte mit dem Traktor und Kreisler Heu streute, dachte ich über mein Leben nach; ich schaffte es nicht, vor Gott wohlgefällig zu leben. Ich rang mit Gott und wusste: Hier und jetzt auf dieser Wiese müssten die Würfel fallen. Denn Gott konnte nicht mehr tun – er hatte schon alles getan. Er gab mir Erkenntnis genug, dass ich wusste, was ich tun sollte, um in seine Nachfolge einzutreten. Die Entscheidung lag jetzt bei mir. Ich wusste ja nicht, ob Gott jemals wieder so mächtig an meinem Herzen anklopfen würde. Während ich mit dem Traktor fuhr und das Für und Wider abwog, wurden meine Augen immer trüber. Ich wusste natürlich, dass dies eine radikale Richtungsänderung bedeuten würde. Ich stellte den Traktor ab, lehnte mich über das Lenkrad und sagte:
»Herr, komm du in mein Leben, nimm es in deine Hand und mach was daraus. Ich kann es nicht, weil ich ein Versager bin.« Nach einiger Zeit wurde ich wieder ruhiger, startete den Traktor und wusste, dass der Herr mir gnädig war. Seine Liebe hatte mich und mein Ego überwunden. Ja, es ist wahr: Wir können direkt zu Jesus kommen und ohne die Mittlerschaft eines Priesters volle Vergebung der Sünden empfangen.
Franz
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