wir schreiben das Jahr 1974, New York, Lower Manhattan. In die ehemalige Country und Bluegrass-Bar CBGB krachte ein neuer, roher und schneller Sound in die Türen, als hätte eine Bombe eingeschlagen. „1-2-3-4“ und ab ging die Post. Vier New Yorker Jungs aus der konservativen Mittelklasse-Enklave Forest Hills standen da auf der Bühne und brüllten ihren Zorn gegen die verzogenen Bengel ihres Viertels in dem Song „Beat On The Brat“ heraus. Der komplette Text war extrem einsilbig, eingängig und grausam: “
Beat on the brat with a baseball bat, oh yeah, oh yeah, uh-oh. What can you do? With a brat like that always on your back, what can you lose?”
Diese vier dürren Kerle sahen weniger nach Mittelklasse aus, vielmehr dachte man bei ihrem Anblick an einen Ausbruch aus dem
Sanatorium, während sie ausdruckslos auf der Bühne einen Höllenlärm verursachten. Später sollte sich der Verdacht durch die Songs
„Gimme, Gimme Shock Treatment” oder „Psychotherapy (That’s What They Wanna Give Me)” noch verstärken. Die Punk-Kapelle lieferte derart schnelle Zwei-Minuten-Songs ab, dass nach einer knappen
halben Stunde die komplette Show vorbei war. Übrigblieb eine Welle der Begeisterung, die bald auch über den großen Teich schwappen und die britische Punkszenerie
erfassen sollte. Diese vier Jungs mit dem Namen „The Ramones“ nannte die lokale Musikpresse von da an in einem Atemzug mit der legendären New Yorker Band The Velvet Underground. Das
Quartett
aus Forrest Hills, mit bürgerlichen Namen Jeffrey Hyman, John Cummings, Douglas Colvin und Tom Erdelyi sollte als Joey Ramone, Johnny Ramone, Dee Dee Ramone und Tommy Ramone ca. 20 Jahre
lang Punk-Geschichte schreiben und dem US-Punkrock ihren persönlichen Stempel aufdrücken.
Neben dem gemeinsamen Hass gegen alle Arten von Glam- und Artrockbands mit 8 Minuten Songs und 7 Minuten Gitarrensoli, ihrem Faible für die Beatles, The Who, 50er Jahre Rock’n’Roll und Surfsound
verband die Band vor allem folgendes musikalisches Motto, das der Bassist Dee Dee geprägt hatte:
„Eliminiere alles unnötige und konzentriere dich auf das
Wesentliche.“ Oder drastischer, wie es Tommy formulierte: „1973 wusste ich: was gebraucht wird ist reiner Rock’n’Roll ohne Bullshit.
Diesem Motto blieb die Band auf praktisch allen ihren Platten und Live-Shows treu. Schon auf ihrer ersten Scheibe „Ramones“ mischte die Band BubblegumPop,
Beach-Boys-Einflüsse und Beatlesmelodien mit einer gehörigen Portion bis zum Anschlag verzerrter Gitarren und dem schnellen Punkbeat zu ihrem unverwechselbaren
Sound. Es handelte sich um Songs, die auf Gitarren mit zwei Saiten geschrieben wurden
(„Gimme Gimme Shock Treatment“), oder um Texte, die man sich gegenseitig täglich um die Ohren haute („Glad To See You Go“). Was auch immer die Message von Texten wie „Blitzkrieg Bop“ oder „Now I Wanna Sniff Some Glue“ war oder auch nicht, sie wollten vor allem abrechnen mit den alten, sesshaft gewordenen,
versnobten Pop- und Rockhelden der 60er Jahre, deren Kokain- und Kaviarstil sich immer mehr der Bourgeoisie anglich. Rebellion, Rebellion und nochmals Rebellion in 2 Minuten Pop-PunkSongs
verpackt. Kleber vs. Kokain. Surfen statt Hippiedasein. Das war die Pseudobotschaft der vier New Yorker. Rebellion ohne politisches Programm, im Gegensatz zu politischen Punkgrößen wie Patti
Smith, später The Clash und die Dead Kennedys. „Über Autos und Liebe konnten wir nicht schreiben, also schrieben
wir darüber, wie man Kleber schnüffelt…“ so Johnnys trockener Kommentar zu ihrem Songwriting.
1977 befanden sich die Ramones mit dem Album „Rocket to Russia“ auf ihrem musikalischen Höhepunkt. Die Platte barg die Ramonesklassiker „Sheena is a Punk Rocker”, „Rockaway Beach” und „Teenage Lobotomy”. Doch der von der Band ersehnte Chart-Erfolg blieb aus. Das Radio verschmähte den Pop-Punk auf breiter Basis. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als durch permanentes Touren ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Antwort gaben sie der Welt mit dem viel zornigeren Album „Road to Ruin“ (1978). „Against it“ („Dagegen“) ist der Song, der vielleicht am deutlichsten ihre unpolitische Anti-Haltung und ihren Ärger wiedergibt:
Well I’m against it, I’m against it Well I’m against it, I’m against it I don’t like politics, I don’t like communists I don’t like
games and fun, I don’t like anyone And I’m against it I don’t like summer and spring, I don’t like anything I don’t like sex and drugs, I don’t like waterbugs
I don’t care about poverty, All I care about is me
Nach „Road to Ruin“ wuchs der Druck der Plattenfrma auf die vier Rebellen und man verordnete ihnen vorübergehend die Zusammenarbeit
mit großen Pop-Produzenten wie Phil Spector oder Graham Gouldman von 10cc. Sie sollten die Band radiotauglich machen, was ihnen aber nicht gelang. Übrig blieb aus dieser Phase immerhin ein
absoluter Ramonesklassiker: „The KKK Took My Baby Away”. Doch sie überlebten diese ernsthafte Krise. Auch interne Streitigkeiten
über Jahre hinweg wurden überwunden. Schließlich besann sich die Band auf ihre Wurzeln, auf das Wesentliche und meldeten sich mit den schnellen und harten Alben „Subterranean Jungle” und „Too
Tough to Die” in der Punkwelt zurück.
Ein schwerer Schlag traf die Band, als Dee Dee sich wegen Soloprojekten und schließlich wegen seiner Heroinsucht Ende der 80er zurückzog. Der junge C.J. Ward
ersetzte Dee Dee für sieben weitere Alben am Bass. Anstatt sich auf dem Ruhm der Vergangenheit auszuruhen rockten sie bis in die 90er Jahre weiter. In der dort einsetzenden Alternative-Welle
wurde ihr Einfluss auf viele Bands immer offensichtlicher. Ein Album mit Ramones-Cover-Versionen auf dem u.a. Motörhead, Metallica, Red Hot Chili Peppers, Kiss und U2 vertreten sind spricht Bände.
Das Magazin Spin kürte die Ramones sogar nach den Beatles zur zweitgrößten Band aller Zeiten. Im August 1996 gaben sie in Los Angeles ihr Abschiedskonzert. 2002 starb Joey Ramone an einem
langjährigen Krebsleiden. Kurz darauf im selben Jahr wurde Dee Dee Ramone tot in seiner Wohnung aufgefunden. Jahrelang hatte er gegen die Heroinsucht gekämpft. Am Ende hatte sie ihn doch besiegt.
2004 erlag auch Johnny Ramone einem Krebsleiden. Die US-Rocklegende mit dem Motto „Einer für alle, alle für einen” muss sich nach bitterem Ringen gegen Drogensucht, anfängliche Erfolglosigkeit,
interne Querelen und den Krebs am Ende doch geschlagen geben. Ein Leben, so hart und schnell wie ihre Musik anfangs war, nimmt ein
rasches Ende für drei der Gründungsmitglieder. Was für eine Botschaft hinterlassen uns diese Punkhelden außer „Gabba-Gabba Hey” und „I don’t want to live my life, not again”? Oder übermittelt ihr
Leben und Sterben uns eine deutlichere Botschaft?
Ein Mann namens Moses hatte die Geschwindigkeit und Vergänglichkeit des Lebens, wie wir es hier bei den Ramones sahen, in ein unsterbliches Gebet
gepackt:
„Du lässt die Menschen dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und
sprosst und am Abend welkt und verdorrt. … Denn unsere schlechten Taten stellst du vor dich, unsere unerkannte Sünde ins Licht vor dein Angesicht. Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen
Zorn, wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz. … Und was am Leben köstlich erscheint, ist doch nur vergebliche Mühe, denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon. Lehre uns bedenken,
dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (aus Psalm 90)
Lange sah es für die Ramones so aus als wären sie „Too Tough To Die”, zu hart zum Sterben. Aber am Ende holte sie der Tod doch ein, so wie er dich und mich auch einholen wird. Die Bibel hat keine stolzen Worte, sondern blickt der Realität ins Auge. Niemand ist zu hart zum Sterben, sondern jedermann, egal ob groß, klein, arm oder reich, Punk-Ikone oder Popsternchen, Manager oder Fabrikarbeiter, alle müssen sterben: Dem Menschen ist gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht. (Hebräer 9,27) Bist du auf diesen großen Tag vorbereitet, oder hältst du dich auch für „too tough to die“?
Aber neben der schlechten Botschaft, gibt es aber auch eine wunderbare Botschaft für dich und mich. Sie ist noch wesentlich größer als die
Botschaft von Moses, denn sie stammt von dem Mann, der wirklich „too tough to die” war. Dem Einzigen. Es sind die Worte von Jesus
Christus, der dem Tod in die Augen gesehen hatte, gestorben war, aber den Tod am dritten Tag besiegte. Jesus Christus ist härter als der Tod, denn er ist Gott persönlich. Er ist der einzige Gott, der ein Mensch wurde, um uns zu retten. Er sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben,
auch wenn er stirbt.