Das Christentum wird abtreten. Es wird verschwinden. Ich habe recht. Es wird sich erweisen, dass ich recht habe. Wir Beatles sind jetzt schon beliebter als Jesus. John Lennon (The Evening Standard, März 1966)
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Jesus (Matthäus 24,35, um das Jahr 30)
Vor 27 Jahren war John Lennon plötzlich tot. Die Nachricht erschütterte Heerscharen von Fans und löste weltweite Anteilnahme aus. Schock,
Wut und Trauer machten sich breit. John Winston Lennon wird am 9. Oktober 1940 während eines schweren deutschen Bombenangriffs
in Liverpool geboren. 1955 gründet er seine erste Band „The Quarry Men“, die allerdings nicht unbedingt der große Hit ist. Der Erfolg ist eher mäßig. Lennon, sichtlich unzufrieden mit der Situation, heuert neue Bandmitglieder an und spielt ab 1960 in diversen Clubs auf der Hamburger Reeperbahn. Das Outft der Band entspricht mit Lederklamotten und Elvisrolle dem Zeitgeist des Rock’n’Roll. Gigs bringen nie besonders viel Kohle, oft spielen sie „for nothing“, für ein Butterbrot und eine Schlafgelegenheit. Nicht selten spielen sie die ganze Nacht durch. Man hält sich wach mit Preludin und Captagon, die Aufputschmittel der Prostituierten von der „Großen Freiheit“.
Damals spielt auch ein Musiker namens Tony Sheridan in den Hamburger Clubs, der später durch Eigenkompositionen einiges Ansehen erringt. Er lässt sich oft begleiten von der irgendwie bekannt klingenden Band „The Beat Brothers“. Die frühen Beatles hatten viele Namen.
Als Sheridan von der Ermordung Lennons erfuhr, war er „in a state of shock“ – ein riesiger Schock für ihn. Sheridan: „Ich fühlte mich wie damals als König George VI, der Vater von Queen Elisabeth, gestorben ist. Da war ich 12 oder 13. Die ganze Nation und alle Kinder in der Schule waren derart mitgenommen. Dieses Gefühl: Der König kann doch nicht sterben. Doch der König war tot. So war es auch, als John Lennon starb.“
In den frühen Hamburger Tagen war Band-Fotografn Astrid Kirchherr die engste Freundin der Beatles. Sie soll die berühmte Pilzkopf-Frisur kreiert haben. Kirchherr war mit Bassist Stuart Sutcliff liiert. Sutcliff, der „5. Beatle“, starb 1962 an den Folgen eines Gehirntumors. Neben Lennon ist mit Paul McCartney, Ringo Starr und George Harrison die Besetzung komplett. Im selben Jahr wittert Manager Brian Epstein seine Chance und handelt für die Band einen Vertrag mit EMI aus. „Love Me Do“ ist die erste offzielle Veröffentlichung. „Melodie und Text des Stückes waren so simpel, wie sie nur sein konnten.“ schrieb der Pop-Kritiker Alan Pollack über die von Lennons Mundharmonika geprägte Komposition.
Doch unter der Oberfläche verbarg sich Originalität und Appeal. Das öd-triste England der 60iger Jahre wurde bis dahin vom US-Rock’n’Roll völlig dominiert und sehnte sich eigene Idole herbei. Nach dem Pop von Cliff Richard waren die Beatles aufregend neu. Yesterday, Help, Yellow Submarine, Eleanor Rigby, Let It Be, Penny Lane, Strawberry Fields Forever, Hello Goodbye, I am the Walrus, Lady Madonna, Hey Jude, Come Together – Lennon/McCartney wurden zum größten Songschreiber-Duo aller Zeiten. John war der intelligente Kopf der Fab Four, wie die Pilzköpfe später auch genannt wurden. Ihm lagen alle zu Füßen. Mit dem Erfolg kam auch die Anmaßung. In manchen Phasen war Lennon so übermäßig von sich überzeugt, dass er sich für unangreifbar hielt. Gigantische fnanzielle Erfolge öffneten ihm die Türen der Reichen und Schönen dieser Welt, zu denen er nun auch selbst gehörte.
Es kam, wie es kommen musste: John wurde stolz und seine Seele litt darunter. Da halfen weder Kräuter noch chemische Elixiere. Die auffallendsten Veränderungen waren zeitweise Lennons Cannabis-, Heroin- und LSD-Konsum. Auch der Working Class Hero konnte dem unerbittlichen biblischen Prinzip nicht widerstehen: Stolz kommt vor dem Verderben, und Hochmut kommt vor dem Fall Sprüche 16,18
1962 heiratet der Sänger Cynthia Powell. Ein Jahr später wird Sohn Julian geboren. 1968 lässt er sich schon wieder von ihr scheiden, um bald darauf Yoko Ono zu ehelichen. Es bedarf keiner männerverschlingenden Japanerin, dass Paul McCartney im April 1970 die Trennung
der Beatles bekannt gibt. Der Bruch war längst vollzogen. Die Enttäuschung der Fans trotzdem riesig. Die Beatlemaniacs waren geschockt.
Den Abschied von der Band verarbeitete der Sänger mit Hilfe einer Therapie beim umstrittenen kalifornischen Psychologen Arthur Janov. Die Kur half Lennon zumindest zeitweise gegen seine immer heftiger werdende Heroinsucht. Goodbye Heroin und LSD, hello Kräutertee!
Die Sitzungen müssen für Lennon schmerzhaft gewesen sein. Im Verlauf seiner Therapie erkennt er: „Ich hatte mich gegen meine Gefühle gewehrt. Wenn sie dann hochkommen, bricht man in Tränen aus.“ Anschließend schreibt Lennon seine inhaltlich besten Songs. Einer davon ist „Mother“. Ein Lied über seine eigene Mutter, die ihn zwar auf die Welt brachte, die er aber nie haben durfte, weil der kleine Johnny
kurz nach seiner Geburt seiner Tante Mimi zur Pflege weitergereicht wurde.
Als sich Sohn und Mutterwieder anzunähern beginnen kommt die Frau 1958 bei einem Autounfall ums Leben. Sein Vater kümmert sich nie um ihn. Lennon verarbeitet dieses Trauma u. a. in der Liedzeile „Ich habe dich nie verlassen!“ Nachdem der Ex-Beatle auch seine Heroinsucht im
hochemotionalen Song „Cold Turkey“ aufgearbeitet hat, soll nun alles anders, alles besser werden. Die Lebenswirklichkeit sieht aber leider ganz anders aus. Sie hält ihm nur oberflächliche Tröstungen bereit. Bis zu seinem Ableben nennt er seine Frau „Mother“. Liebe auf Dauer, soviel Realität hält Lennon nicht aus. Das hat der Zauberer der Massen tragischerweise nie gelernt. Unbemerkt und in aller Stille leben sich
Lennon und Yoko „Mutterersatz“ Ono im Oktober 1973 auseinander. Jetzt war alles aus für ihn. Er, der Egozentriker, lebte eine Liebe, die keine war.
In seiner Sololaufbahn und auch in den früheren Beatles-Liedern ist Liebe ein großes Thema. All you need is love. Mehr als alles andere sehnt sich Lennon nach Liebe. Doch Liebe ist nicht gleich Liebe. Das Versprechen „Ich liebe dich“ entpuppt sich viel zu oft als leere Worthülse. Jeder versteht etwas anderes unter Liebe. Das Wort „Liebe“ ist schon dermaßen abgedroschen und doch verbirgt sich das schönste überhaupt dahinter:
Die Liebe ist geduldig, die Liebe ist gütig, sie beneidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht verbittern, sie rechnet Böses nicht an, sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit,
sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe vergeht niemals.
(1. Korinther 13, 4-8)
Wahre Liebe hat ihre besondere Schönheit gerade darin, dass sie sich bedingungslos dem Geliebten schenkt. Sonst wäre sie nur ein Liebkosungs-Handel, der solange Liebe gibt, wie er sie auch bekommt. Wie Grashalme im Wind pendeln wir zwischen zwei Extremen: Entweder stürzen wir uns leidenschaftlich in eine Liebesbeziehung mit Garantie auf tiefe seelische Verletzung und Enttäuschung. Oder
wir schließen uns in der eigenen Seele ein und offenbaren uns einfach nicht mehr, wodurch uns aber von vornherein jede tiefe Liebe entgeht.
Wir stellen die grundlegend falsche Frage: „Wenn mein Partner jeden Reiz verliert, wenn ich mich an seinen Charme gewöhnt habe, wenn sein Körper verwelkt… darf ich mich denn dann nicht auf die Suche nach jemand anderem machen?“.
Ganz anders ist der Gedanke: „Wenn ich meine Reize verliere, wenn sich mein Partner an meinen Charme gewöhnt, wenn mein Körper verwelkt… werde ich dann noch geliebt?“. Und an dieser Stelle tun sich große Schwierigkeiten auf. Wie kann ich denn sichergehen, dass ich nicht immer nur geben, sondern auch einmal nehmen kann? Gar nicht. Denn wahre Liebe fragt überhaupt nicht danach, sondern gibt sich hin und schenkt sich dem anderen. Ohne Begrenzung, ohne Zeitlimit. Wem das schwierig vorkommt, der ist nicht allein.
Ein jüdischer Rabbi beschrieb unsere unsägliche Tragik einmal sehr treffend: „Keine menschliche Liebe ist frei von Selbstsucht und Eitelkeit. Sie fordert immer Lohn oder Anerkennung.“. Wer nicht nur rumspielt, sondern einmal wirklich versucht zu lieben, wird ihm zustimmen. Unsere Herzenssehnsucht – wahre Liebe – ist etwas anderes. Verzweifelt könnte man fragen: Wo ist sie denn dann zu fnden? Wessen Liebe ist echt? Näher an die Antwort kommst du heran, wenn du deinen Freundeskreis nach einem Menschen absuchst, der für dich in die Bresche springen würde. Jemand, der deine Strafe auf seine Kappe nimmt. Jemand, der deine Feinde auf sich zieht. Jemand, der deine offene Rechnung bezahlen würde. Und der all das obendrein auch noch stillschweigend macht, denn es geht im nicht darum, als dein heldenhafter Retter dazustehen. Es geht im einzig darum, dass es dir gut geht. Er würde es auch tun, wenn du überhaupt nichts davon mitbekommst. Dafür nimmt er alles in Kauf. Dafür opfert er sich. Dafür gibt er sich auf. Würde dein Freund diesen Test bestehen?
Dir entgeht etwas, wenn du dich mit weniger zufrieden gibst. Oberflächlichen Menschen entgeht vieles. Wenn du einen Menschen hast, der dich so liebt, solltest du vor Freude weinen. Wenn du ihn nicht hast, solltest du noch viel mehr weinen. Du kannst suchen und weitersuchen, aber wahre Liebe fndest du nur bei Jesus Christus. Warum gibt es Menschen, die sich seiner Liebe völlig anvertrauen? Weil er in seiner Liebe soweit gegangen ist, dass er sein eigenes Leben gab, damit du ewiges Leben bekommst. So sehr liebt er dich. Und dabei konnte er noch nicht einmal auf deine Gegenliebe hoffen. Er starb für dich, obwohl du vielleicht nichts von ihm wissen wolltest. Obwohl du ihn ignoriert hast.
„Für einen liebevollen Menschen könnte vielleicht noch jemand sterben. Aber Gott zeigt seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir Sünder waren.“ (Römer 5, 8)
Man kann die Begebenheit gar nicht in ihrer ganzen Tragweite erfassen, aber folgendes ist vor 2000 Jahren passiert: Dein Schöpfer, dessen Gedanken so weit über deinen sind und dessen Blick so viel tiefer in die Herzen geht, hat alles aufgegeben und sich völlig erniedrigt. Er starb für dich, weil er sah, dass deine Taten dich einmal in die Hölle bringen würden. Denn in dieser Hinsicht sind alle Menschen gleich. Ob Rockstar oder Fan, ob religiös oder nicht: Alle haben gesündigt und gehen deshalb verloren. Gott, der in unseren komplizierten Problemchen und
verwirrenden Liebesfragen den Überblick hat, der gab alles auf und kam in diese verlorene leidende Welt und leidete mit. Du kannst jederzeit mit ihm reden. Sag ihm einfach, was in deinem Herzen ist. Lass dich auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein. Jeder der an Jesus glaubt hat ewiges Leben. Ob John Lennon diese wahre Liebe erleben durfte bleibt offen. Liedzeilen im Song „God“ legen nahe, dass er sein Leben lang der Liebe immer nur hinterherlief: Ich glaube nicht an Jesus. Ich glaube nur an mich. Zumindest kurzfristig konnte der eifersüchtige Jealous Guy sich wieder mit menschlicher Liebe trösten. Denn nach 15 monatiger Pause versöhnte er sich wieder mit Yoko Ono. Sie wurde schwanger. An Lennons 35. Geburtstag wurde Sohn Sean geboren. Jetzt wollte sich Lennon wirklich ändern. Musik interessierte ihn nicht mehr. Jahrelang fasste Lennon seine Gitarren nicht mehr an. Sogar die Ehe schlossen John & Yoko noch einmal. John Lennon wurde als „Mann des Jahrzehnts“
geehrt. Das war vor 35 Jahren. Inzwischen ist er ein Mann des Jahrhunderts. Seine Arbeit inspiriert viele Menschen und seine Stimme erreicht den ganzen Planeten. Sein Ruhm ließ ihn zu einer mythischen Figur werden.
Am 06.12.1980 landet Mark David Chapman ohne Rückflugticket von Hawai kommend in New York City und bezieht dort ein Zimmer im YMCA in der 63. Straße. Einen Tag darauf zieht er ins Sheraton Centre Hotel um. Bei der späteren Durchsuchung des Hotelzimmers fndet die Polizei Chapmans Habseligkeiten vor, aufgebaut wie auf einem Altar. Dort liegt auch eine Bibel. Den Titel „Gospel According to John“ (Evangelium von Johannes) hat Chapman mit Kugelschreiber um das Wort „Lennon“ erweitert. Die letzte Anwesenheitsquittung bei seiner Arbeitsstelle
in Waikiki hat Chapman mit „John Lennon“ unterschrieben. Am 08.12.1980 verlässt Chapman gegen 14.00 Uhr das Hotel, kauft Lennons LP „Double Fantasy“ und in einem Schreibwarenladen eine Ausgabe J.D. Salingers „Der Fänger im Roggen“. Im späteren Gerichtsprozess wird Chapman aussagen, dass er in diesem Buch die „Aufforderung“ gelesen hat, eine Berühmtheit töten zu müssen, um selber berühmt zu werden.
Am 08. Dezember geben Lennon und Yoko Ono dem Rundfunksender RKO ein halbstündiges Interview, das bis 17.00 Uhr dauert. Chapman trifft 5 Minuten später vor dem Dakota Building, wo das Paar wohnt, auf Lennon und bittet ihn, das zuvor gekaufte Album zu signieren, was dieser auch tut. Er fragt Chapman sogar noch, ob er sonst noch etwas für ihn tun könne. Dann steigen John, Yoko und die Mitarbeiter des
Radiosenders in eine Limousine um Richtung Record Plant Studio zu fahren. Gegen 22.48 Uhr kehren Sie zum Dakota Building zurück, wo Chapman auf sie wartet. John und Yoko steigen vor dem Haus aus. Nachdem sie an Chapman, der am Torbogen des Dakota Gebäudes steht, vorbeigegangen sind ruft dieser: „Mister Lennon?“ und schießt aus etwa 6 Meter Entfernung mit einem Revolver Kaliber 38. Chapman feuert 5 Hohlspitzgeschosse. Zwei treffen Lennons Lunge, eine sein linkes Schulterblatt und eine die Halsschlagader. Lennon taumelt im Durchgang des Dakota die vier Stufen zur Rezeption hinauf und ruft: „I’m shot, I’m shot!“, dann bricht er zusammen. Der Musiker ist noch bei Bewusstsein als er ins Roosevelt General Hospital gefahren wird. Nachdem er 80% seines Blutes verloren hat stirbt John Lennon um 23.07 Uhr.