Schon im Alten Testament finden sich sehr strenge Quarantänebestimmungen für Menschen mit ansteckenden Krankheiten (3. Mose, 13ff). Wenn wir also der Aufforderung unserer Regierung und der Gesundheitsbehörden folgen, Sozialkontakte möglichst zu minimieren, dann ist das kein Ausdruck des Unglaubens (als ob Gott uns nicht beschützen könnte), sondern ein Gebot der Weisheit und insbesondere der Nächstenliebe. Je flacher nämlich die Infektionskurve verläuft, desto weniger vulnerable Menschen werden letztlich an der Virus-Infektion sterben. Wo wir dazu beitragen können, sollten wir das jedenfalls tun!
Christen, Epidemien und Erweckung
Während wir uns also umsichtig, solidarisch und liebevoll an den Maßnahmen zur Eindämmung der derzeitigen Epidemie beteiligen, denke ich auch daran, wie hell das Licht der tätigen christlichen Nächstenliebe in solchen Situationen oft schon gestrahlt hat, zum Beispiel ganz früh in der Kirchengeschichte:
Im Jahr 165 n. Chr. wütete eine Seuche im mächtigen Römischen Reich. Sie raffte ein Drittel der Bevölkerung dahin. Im Jahr 251 kam es zu einem erneuten Ausbruch: in der Stadt Rom allein starben 5.000 Menschen pro Tag. Menschen, die sich infiziert hatten, wurden von ihren Familien in den Straßen liegengelassen, um dort zu sterben. Die Regierung war hilflos, der Kaiser selbst starb an der Seuche. Heidnische Priester flohen aus ihren Tempeln, wohin Menschen sich auf der Suche nach Trost und Antworten geflüchtet hatten. Die Menschen waren zu schwach, um sich selbst zu helfen. Wenn man nicht an den Pocken starb, dann an Hunger, Durst und Einsamkeit. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft waren katastrophal.
Doch im Gefolge der Seuche fand sich der gute Ruf des Christentums bestätigt, und die Zahl der Christen wuchs exponentiell. Warum? Christen kamen nicht mit intellektuellen Antworten auf das
Problem des Leids. Sie hatten keine übernatürliche Fähigkeit, Schmerz und Leid zu vermeiden. Was sie hatten war Wasser und Essen und ihre Nähe. Kurz gesagt, wenn man einen Christen kannte,
war es statistisch gesehen wahrscheinlicher, dass man überlebte. Und wenn man überlebte, dann bot einem die Kirche das liebevollste, stabilste soziale Umfeld. Es waren nicht so sehr clevere
Apologetik, strategische politische Organisation oder das Zeugnis der Märtyrer, die das Imperium bekehrten, sondern die einfache Überzeugung normaler Frauen und Männer, dass sie das, was sie
für die geringsten ihrer Nächsten taten, für Christus taten. (Stephen Backhouse zitiert in Simon Ponsonby, Loving Mercy, S. 155)
Wäre es nicht wunderbar, wenn auch in unserer Zeit wir Christen vor allem für unsere großzügige, selbstlose Nächstenliebe bekannt wären, anstatt dafür, was wir alles verurteilen und schlecht heißen?
Über den Umgang mit Angst
Unsichere Zeiten, gesellschaftliche Erschütterungen, die Gefahr von Armut, Krankheit und Tod – das macht Angst. Als Kinder Gottes dürfen wir uns gerade in solchen Situationen daran erinnern, wie groß, wie gut, wie stark und mächtig, wie treu unser himmlischer Vater ist. Mir selbst hilft da besonders das Nachsinnen über Bibelstellen, die ich auswendig kann, die ich durchdenke, durchbete, durchfühle, durchkaue, im Herzen trage und innerlich verdaue. Zum Beispiel der 23. Psalm. Kennst du den eigentlich schon auswendig?