Ein Bekannter von mir ist mit seinem Motorrad auf dem Weg in die Arbeit. Er liebt das - er könnte natürlich das Auto nehmen, aber mit dem Motorrad macht sogar der Weg zum Arbeitsplatz Freude. Noch nicht weit von zu Hause weg passiert es dann. Eine Frau biegt mit Ihrem Auto ab und kreuzt dabei die Fahrbahn meines Freundes. Offensichtlich hat sie ihn übersehen.
Er prallt mit seinem Bike an den kreuzenden PKW und hebt ab, übers Auto um dann hart auf der Straße zu landen. Benommen versucht er nach einer kurzen Phase der Bewusstlosigkeit zu ergründen was jetzt gerade geschehen ist.
In den nächsten Minuten kommen schon die Rettungswagen und machen die Erstversorgung bei meinem Bekannten und auch bei der Frau, die den PKW gelenkt hatte. Sie ist zwar nicht verletzt, aber der Schrecken ist ihr wohl tief reingegangen.
Meinen Spezi holt letztlich der Hubschrauber und bringt ihn in ein Unfallkrankenhaus, wo er gut versorgt wird. Die Hand ist kompliziert gebrochen und muss mit Fixateur Externe verschraubt werden und auch sonst ist sein Körper voller Blessuren. Nach etwa einem Jahr und vielen kleinen Schritten ist er wieder fit und traut sich sogar wieder auf das Motorrad.
Aber etwas anderes ist nicht verheilt.
Wir leben immer noch in einer funktionierenden Gesellschaft, wo sich um einen gekümmert wird, wenn man einen Unfall hat. Egal, ob man der Geschädigte ist, oder derjenige, der den Schaden verursacht hat.
Die Frau in dieser Geschichte hat zweifelsfrei den Schaden angerichtet, wenn auch sicherlich nicht absichtlich. Dennoch kam über das ganze Jahr kein "es tut mir leid" oder ähnliches. Nicht ein einziges mal hat sie sich erkundigt, wie es meinem Kumpel überhaupt geht - nicht mal das.
Ich denke es ist super, daß in Deutschland der Sankerfahrer nicht fragt, wer schuld ist, sondern einfach hilft. Aber die Schuldfrage stellt sich irgendwann trotzdem. Und auch wenn alles bezahlt wird von verschiedenen Versicherungen usw., auch wenn die Behandlung bezahlt wird, die mein Freund durchlaufen hat, was bestimmt nicht billig war. So bleibt Schuld doch einfach Schuld und die geht auch nicht weg, wenn man sie nicht eingesteht.
Es hätte ihm sehr gut getan, wenn er einmal Genesungswünsche bekommen hätte, oder sogar ein "es tut mir leid, daß ich sie verletzt habe". Aber das hat er nicht bekommen, also bliebt die Schuld. Und ehrlichgesagt glaube ich auch, daß es der Unfallverursacherin selber gut getan hätte - sorry - zu sagen.
Wenn wir zu Gott umkehren, dann vergibt er uns unere Schuld, die wir bei Ihm haben, aber was wir bei den Menschen wiedergutmachen können, das müssen wir auch wiedergutmachen. Es wird jeder wahrlich bekehrte Christ bezeugen, daß plötzlich Dinge hochkommen, die schon ewig her sind, aber plötzlich das Herz dieses Menschen drängen, reinen Tisch zu machen, sich zu entschuldigen, den Schaden, den ein Anderer durch mich erlitten hat wiedergutzumachen. Soweit das möglich ist.
Jesus sagt: "wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben". Und ich glaube, daß er damit auch sagt, daß er nicht mehr über die Sache richten wird, wenn sie zwei Menschen auf Erden aus der Welt geschafft haben. Das geht durch Eingeständnis der Schuld und durch Vergebung. Wenn das aber ausbleibt wird sich Jesus eines Tages damit befassen müssen. Er muss das tun, weil er gerecht ist.
Machen wir es nicht wie diese Frau, die den Unfall verursacht hat, und den von ihr Geschädigten einfach ignoriert hat, als würde es ihn nicht geben, sondern gehen wir zu Jesus mit unserer Schuld. Wir können uns ein Leben lang wegducken, aber irgendwann kommt dennoch der Tag, wo alles was nicht geregelt worden ist, auf den Tisch kommt. Und das kann niemandem gefallen.
Lasst euch versöhnen mit Gott, am besten heute! Und wenn dir beim Lesen was eingefallen ist, dann regle das!